Der unerträgliche Standpunkt

Heinz Kobald

  
 
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Karin Wenger Checkpoint Huwara
Breaking Silence
Karin Wenger Breaking Silence

Checkpoint Huwara




von Karin Wenger

Aus der Einleitung

- Seiten 11 bis 12 -

»Als Shai von seiner Reise zurückgekehrt war,
trat er der Gruppe Breaking the Silence bei.
Die Gruppe wurde von einem ehemaligen israelischen Scharfschützen und einigen seiner Kollegen gegründet.
Mit einer Fotoausstellung im Juni 2004 und gesammelten Erinnerungen von Soldaten wollten die jungen Männer öffentlich Zeugnis ablegen von dem,
was sie in den besetzten Gebieten getan hatten.

Shais Dienstkameraden wandten sich von ihm ab.
"Wir taten Dinge, die wir vielleicht nicht hätten tun sollen.
Wir haben sicher Fehler gemacht, wir waren Kinder.
Aber warum müssen wir darüber sprechen?
Weshalb sollen wir den Hass auf Israel schüren?

Es gibt Dinge, über die muss man nicht sprechen.
Die Welt muss sie nicht wissen",
tadelte einer seiner besten Freunde,
ein Leutnant, Shais Mittun bei Breaking the Silence.

Mauern des Schweigens.
Dass die israelische Regierung das Westjordanland einzäunen und einmauern liess,
dabei palästinensisches Land annektiert,
Dörfer einschliesst und dass dieselbe Regierung den Gazastreifen mit seinen 1,5 Millionen Palästinensern in ein Gefängnis verwandelte,
ist Ausdruck einer typisch menschlichen Eigenschaft:

Lieber sperren wir ein Problem weg,
verschweigen es hartnäckig und bekämpfen die Symptome,
statt es anzupacken und zu lösen.

So rechtfertigt die israelische Regierung den Bau der Mauer und der Sperrzäune damit,
dass diese die Selbstmordattentäter von Israel fernhielten.
Tatsächlich haben sich seit dem Mauerbau
weniger Attentäter in Israel in die Luft gesprengt.
Die Frage, weshalb sich Palästinenser in die Luft sprengen,
wird jedoch gar nicht gestellt.
Von solchen Fragen und erst recht von schlüssigen Antworten ist man heute weiter entfernt denn je.
Stattdessen wird die Besetzung und Unterdrückung der Palästinenser fortgeführt.
Es bestehen zwei scharf getrennte Welten:
eine für Palästinenser und eine für Israeli.
Wie die je anderen denken, was sie lieben und wovor sie sich fürchten,
wissen weder Israeli noch Palästinenser.

Und es gibt wohl kaum einen fruchtbareren Boden
für Hetzpropaganda jeglicher Couleur
als dieses gegenseitige Nichtkennen und Nichtwissen.«


Karin Wenger

Zürich, Februar 2008

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Das "Nichtkennen und Nichtwissen" gilt "besonders" für Deutschland, seine Presse, seine Regierung und
für seine Staatsbürger, von denen die Staatsgewalt ausgeht -
die sich aber für die Durchsetzung des Völkerrechts
in Palästina nicht einsetzen.
Eine Pflicht,
die aus dem Gedenken für den Holocaust
wider besseren Wissens abgetrennt wird.

Wieder wird Deutschland
durch Verschweigen und Schweigen
schuldig an dem unmenschlichen Unrecht gegen Menschen -
weil es nur einer "vergangenen" Schuld gedenken will -
nicht an die seit vier Jahrzehnten
neu entstandene und täglich neu entstehende
in Palästina.

Das Völkerrecht ist
das Grundgesetz der Völker und Nationen.


10. Februar 2008 © Heinz Kobald